Die einheitliche Basis aller Religionen Abrahams

Die historische Wurzel -- Teil 2


Abraham vertraute Hagar und Ismael dem Segen Gottes und der Pflege Seiner Engel an, mit der Gewissheit, dass es den beiden gut gehen würde.
Lob sei Gott, der mir trotz meines Alters Ismael und Isaak geschenkt hat! Mein Herr erhört das Rufen. (14:39)

Hagar und Ismael brachen auf, um sich ihrem Schicksal hinzugeben und wurden zu einem dürren Tal namens Bekka in Arabien geführt. Nach nicht allzu langer Zeit wurden Mutter und Sohn so sehr von Durst überwältigt, dass Hagar den Tod von Ismael fürchtete. So wie seine Ahnen auch, rief er im Sand liegend zu Gott, und seine Mutter stand auf einem Fels am Fuß einer Anhöhe (Safa), um zu sehen, ob Hilfe in Sicht war. Da sie nichts sah, eilte sie zu einem besseren Aussichtspunkt (Marvah), doch von dort aus war ebenfalls niemand zu erkennen. Halbverzweifelt, lief sie sieben Mal zwischen den beiden Aussichtspunkten hin und her, um sich nach der siebten Runde auf einem Felsen auszuruhen. Da sprach ein Engel zu ihr mit den Worten, die im Buch Genesis  der Bibel geschrieben stehen:
Gott hörte den Knaben schreien; da rief der Engel Gottes vom Himmel her Hagar zu und sprach: Was hast du, Hagar? Fürchte dich nicht, Gott hat den Knaben dort schreien gehört, wo er liegt. Steh auf, nimm den Knaben und halt ihn fest an deiner Hand; denn zu einem großen Volk will ich ihn machen. Gott öffnete ihr die Augen und sie erblickte einen Brunnen. (21:17-19)
Das Wasser war aus einer Quelle, die Gott zu Ismaels Füßen aus dem Sand heraufließen ließ. Da das Wasser so vortrefflich war und in Fülle floss, wurde dieses Tal schon bald eine Raststätte für Karawanen. Die Quelle wurde Zamzam genannt. 

Das Buch Genesis ist das Buch von Isaak und seiner Nachkommen und schreibt nicht von Abrahams anderer Nachfahrenlinie.
Über Ismael schreibt die Bibel: Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran, ließ sich in der Wüste nieder und wurde ein Bogenschütze. (21:20). Danach wird sein Name kaum erwähnt, außer um uns zu Informieren, dass die zwei Brüder Isaak und Ismael ihren Vater in Hebron beerdigten und dass ein paar Jahre später Esau seine Cousine, die Tochter Ismaels, heiratete. Doch es gibt eine indirekte Lobpreisung Ismaels und seiner Mutter in einem Psalm, der so beginnt:
Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen, die vom Wunder Zamzam erzählt, das entstand, als sie durch das Tal schritten; Gesegnet ist der Mensch, dessen Stärke von Dir stammt; in dessen Herzen sind die Wege derer, die durch das Tal der Bekka schritten und daraus eine Quelle machten. (Psalm 84:5-6)

Als Hagar und Ismael ihr Ziel erreichten, hatte Abraham noch 75 Jahre zu leben und er besuchte seinen Sohn an dem heiligen Ort, zu dem Hagar geführt worden war. Der Koran sagt uns, dass Gott ihm die exakte Stelle in der Nähe der Quelle Zamzam zeigte, auf der er und Ismael ein Heiligtum bauen sollten. Und ihnen wurde gesagt, wie sie es zu bauen hatten. Der Name Ka’bah bedeutet Würfel und entspricht der Form dieses Gotteshauses, das nahezu viereckig ist und dessen vier Ecken in die vier Himmelsrichtungen zeigen.

Und als Wir den Abraham in die Stätte des Hauses eingewiesen haben: „Geselle mir nichts bei. Und reinige mein Haus für diejenigen, die den Umlauf vollziehen, und für die, die aufrecht stehen, sich verneigen und niederwerfen.“ (22:26)
Und später betete Abraham:
Unser Herr! Ich habe einige aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal ohne Saat bei Deinem Heiligen Haus wohnen lassen, unser Herr, damit sie das Gebet verrichten. So lass die Herzen einiger Menschen sich ihnen zuneigen und beschere ihnen etwas von den Früchten, auf dass sie dankbar seien. (14:37)

So kommt es, dass alle drei abrahamitischen Hauptreligionen eine direkte Verbindung zu Abraham haben, und Traditionen beinhalten, die an jene Abrahams angelehnt sind. Abraham ist der Vater der Muslime, die somit, genau wie die Juden, ebenfalls Kinder Abrahams sind.
Der heilige Koran sagt (2:135-36):
Und sie sagen: „Werdet Juden oder Christen, so folgt ihr der Rechtleitung.“ Sprich: „Nein, wir folgen der Glaubensrichtung Abrahams, als Anhänger des reinen Glaubens; und er gehörte nicht zu den Polytheisten.

Sprecht: Wir glauben an Gott und an das, was zu uns herabgesandt wurde, und an das, was herabgesandt wurde zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen, und an das, was Mose und Jesus zugekommen ist, und an das, was den Propheten von ihrem Herrn zugekommen ist. Wir machen bei keinem von ihnen einen Unterschied. Und wir sind Ihm ergeben.“  


Martin Lings, Muhammad, his life based on the earliest sources (Vermont: Inner Traditions International, 1983)