Ein Auszug aus den
"Manifestationen des Denkens"

Von: Hazrat Shah Maghsoud Sadegh Angha, Pir Oveyssi

Wenn ich eine Büte betrachte, frisch und schön, frage ich mich, woher sie wohl kommen mag. Wo ist die Quelle dieser eleganten, graziös und ebenmäßigen Schönheit? Wie ist es möglich, dass ihre Wurzeln im Durchdringen des Erdreichs die Essenz des Lebens finden und die damit verbundenen Wahrheiten dann hauchzart lesbar auf ihre Zweige und Blätter schreiben? Es scheint, als würde man einen Maler beobachten, der seine Farben auf der Palette mischt und mit großer Sorgfalt neu erschafft, was er sieht. Er arbeitet losgelöst von allem anderen und wird allein regiert von seiner inneren Vision, die er langsam und präzise umzusetzen versucht. Er beachtet alles um sich herum und konzentiert sich auf einen einzigen Punkt. Langsam und präzise haucht er der zarten Vision seiner Gedanken und seines Geistes Leben ein. Auch die Blume folgt ihrer Bestimmung, ohne je inne zu halten oder einen Fehler zu machen. Als wäre sie mit dem Pinsel auf die Leinwand der Natur gemalt, entwickelt sie sich langsam und präzise, bis eine wunderschöne Blume erscheint.

Wir könnten uns fragen, in welchem Teil der Wurzeln die zarte, hübsche, duftende Blume versteckt war. Wie kommt es dazu, dass sie erblüht? Welche athmosphärischen und magnetischen Wellen, welche Sonnenstrahlen helfen dieser Blume, zu wachsen? Wer hat es so bestimmt? Wonach strebt sie? Ich kann den zarten Duft wahrnehmen, der die Luft, die sie umgibt, durchdringt. Die Blume ist wie ein wunderschönes Baby, das für seine überwältigende natürliche Eleganz und Grazie von jedem schüchtern bestaunt und bewundert wird. Sie scheint für alle Zeiten einfach überall sein zu wollen. Doch wie erklärt sich dieses begehrliche Verlangen, bis in alle Ewigkeit zu existieren? Was ist die geheime und mysteriöse Energie, die diese Blume leitet, und wo können wir sie finden? Unser Verstand allein kann diese Kraft weder erkennen noch wahrnehmen. Untersuchen wir die faszinierende Wirkung und Manifestation der Natur aber mit wissenschaftlichem Blick, wird dies unseren Weg zur Erkenntnis verkürzen. Denn wir werden ein Verständnis für die Möglichkeit einer wahrhaftigen und unerklärlichen Kraft hinter den Dingen entwickeln können, einer Kraft, die auch die Blume auf ihrem Weg zum Wachstum anleitet und gen Himmel streben lässt.

Offensichtlich ist allein, dass es sich bei der nimmermüden, starken Antriebskraft hinter allem, die immer auf direktestem Wege, nie abgelenkt oder unterbrochen, ihr Ziel zu erreichen sucht, einzig um eine der Natur innewohnende, geniale Kraft handeln muss. Der scheinbar vorbestimmte Weg alles Existierenden, die Aktivitäten und Reaktionen aller seiner individuellen Teilchen, sind der Beweis für diese Göttliche Kraft. Alle Formen des Lebens - wilde Pflanzen und Tiere, die geballten Kräfte der Steine und Mineralien, sogar der selbstsüchtige Mensch - stehen unter dem Einfluß einer gemeinsamen Macht. Wie verdunstendes Wasser, absorbiert von der Anziehungskraft der Liebe, strebt alles gen Himmel, seinem Kreislauf ewiger Bestimmung entgegen. Sogar unsere eigene, im Weltraum schwebende Sphäre - der Planet Erde - kreist am Himmel schon im Unendlichen. Doch mit welchem Ziel umkreist die Erde die Sonne? Und wo wird sie die Kraft finden, die sie so magisch anzieht? An welchem Ort könnten wir nach der Göttlichen Macht suchen, während wir so Tag und Nacht durch den Raum gleiten, einem unbekannten Ziel entgegen?

Wer oder was steht hinter dieser Energie, die alles antreibt und leitet, und wo finden wir Ihn oder Sie oder Es? Alles, was existiert, folgt mit all seinen Möglichkeiten und Talenten der Anziehung dieses kraftvollen, präzisen, ewigen Kommandanten. Was bedeutet diese nicht enden wollende Anziehung? Wie könnte Er nicht allgegenwärtig sein, wo doch Sein Gebot überall sichtbar ist? Existiert Er außerhalb alles Seienden, oder bleibt die Existenz trotz Seiner? Wer nicht gedankenlos und zu sehr mit anderem beschäftigt ist, wird feststellen, dass er oder sie zusehend beginnt, eigene Wahrheiten und die Realitäten der Existenz an sich zu erkennen.


Molana Shah Maghsoud Sadegh Angha, Manifestations of Thought (Riverside, CA: M.T.O. Shahmaghsoudi Publications, 1997), 49-50.